Adelheid Popp

Geboren:
11.02.1869
Gestorben:
07.03.1939

Adelheid Popp, geb. Dwořak, wurde 1869 als eines von fünfzehn Kindern in eine Weberfamilie in Inzersdorf bei Wien geboren. Im Alter von zehn Jahren arbeitete sie bereits als Dienstmädchen und Heimarbeiterin, wenige Jahre später dann schon schwer in einer Fabrik für Bronzeerzeugnisse sowie in einer Korkfabrik. In ihrer 1909 erschienenen Autobiografie „Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin“ resümierte sie ihre Kindheit und Jugend mit den folgenden Worten: „Kein Lichtstrahl, […] nichts vom behaglichen Heim, wo mütterliche Liebe und Sorgfalt meine Kindheit geleitet hätte, ist mir bewusst.“

Einer ihrer Brüder nahm sie regelmäßig mit zu den organisierten Arbeiter:innen-Versammlungen. Auf einer dieser Kundgebungen hielt Adelheid Popp mit gerade mal siebzehn Jahren ihre erste öffentliche Rede. Neben ihrem ohnehin schon langen Arbeitspensum organisierte und initiierte sie maßgeblich die Arbeiterinnenbewegung und die sozialdemokratische Frauenbewegung, bis sie 1892 als Mitbegründerin und Redakteurin der „Arbeiterinnen-Zeitung“ sowie als aktive Rednerin auf den Kundgebungen die Fabrikarbeit ruhen lassen und sich ganz dem Vorankommen der österreichischen Frauenbewegung widmen konnte.

1893 wurde sie erste Vorsitzende des Lese- und Diskutierclubs „Libertas“, einem Verein, der von engagierten Sozialdemokratinnen zur rhetorischen Weiterbildung der Teilnehmerinnen gegründet wurde und somit eine Nachfolgeorganisation bzw. Weiterentwicklung des Arbeiterinnen-Bildungsvereins darstellte. „Libertas“ wurde 1902 durch die Gründung des „Vereins der Heimarbeiterinnen und aller im Hause beschäftigten Frauen und Mädchen“ aufgelöst. Der im Anschluss daran und somit den Radius erweiternde Verein sozialdemokratischer Frauen und Mädchen, der auch maßgeblich von Adelheid Popp mitgegründet wurde, nahm eine große Bedeutung für die sozialdemokratische Bewegung ein mit den Zielen der gleichen Arbeitsrechte, dem Frauenwahlrecht und das allgemeine Recht auf Bildung und Beruf.

1918 wurde sie in den Parteivorstand der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) gewählt und wirkte in den Jahren zwischen 1919 und 1934 als gewählte Abgeordnete im österreichischen Parlament. Sie betrat als erste Frau das Rednerpult des Nationalrates. Wie keine zweite verkörperte Adelheid Popp die Frauenemanzipationsbewegung vor dem Ersten Weltkrieg in Österreich, sie gehört zu den großen Pionierinnen. 1939, siebzigjährig und von der harten Arbeit gesundheitlich schon früh gezeichnet, verstarb sie in Folge eines Schlaganfalls in Wien.

Text: Katrin Huhn

Quellen: fembio.org; deutsche-biographie.de

Werk