Stefan Zweig wurde 1881 in Wien geboren und wuchs in einer vermögenden Textilfabrikantenfamilie auf. Er studierte Germanistik, Philosophie und Romanistik. Aufgrund seiner wohlsituierten Stellung in der Gesellschaft konnte er unbeschwert die Welt bereisen, wie beispielsweise Indien, Südamerika und die Sowjetunion.
Früh begann Zweig zu schreiben und sammelte bereits 1911 erste Erfolge mit seinen Erzählungen, ein Jahr zuvor veröffentlichte er seine erste von weiteren sehr lesenswerten Biografien über bedeutende historische Persönlichkeiten wie etwa über Marie Antoinette, Maria Stuart oder Ferdinand Magellan. 1927 erschien die bekannte Novellensammlung „Sternstunden der Menschheit“, die ihm einen großen Erfolg einbrachte. In den 1920er Jahren gehörte Zweig zu den meistgelesenen und -übersetzten deutschsprachigen Schriftstellern seiner Zeit, zu etlichen zeitgenössischen AutorInnen pflegte er enge freundschaftliche Kontakte.
Die prägenden Erlebnisse des Ersten Weltkrieges ließen ihn wie viele andere zum Pazifisten werden. In den Jahren zwischen 1917 und 1919 lebte Zweig in der Schweiz und arbeitete dort als Korrespondent für die Wiener „Neue Freie Presse“. Sein Schaffen erstreckte sich auch auf die politische Essayistik, neben seinen unzähligen Novellen gehörten akribische Beobachtungen des politischen Geschehens und der Zeitgeschichte zu seinem schriftstellerischen Repertoire. Die tiefenpsychologische Lehre Sigmund Freuds hatte großen Einfluss auf sein literarisches Werk. Als Freud 1939 in London starb, hielt er die Grabrede für ihn.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten lebte er bis 1934 in Salzburg, dann floh er nach England. 1936 wurden Zweigs Bücher von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und ein Verkaufsverbot verhängt. Er emigrierte gemeinsam mit seiner zweiten Frau Lotte über England und New York 1941 nach Brasilien.
Im Exil nahmen sie sich ein Jahr später das Leben, zunehmend hoffnungslos und verzweifelt über die ausweglose Situation. Kurz vor seinem Freitod beendete Zweig sein berühmtes Buch „Schachnovelle“, in der der unter erzwungener politischer Isolation lebende und zunehmend vereinsamte intellektuelle Protagonist geistig zugrunde geht und letztendlich in der Psychiatrie den Rest seines Lebens verbringt. In einem von Zweigs Abschiedsbriefen an seine FreundInnen heißt es resigniert: „[…] Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus.“ (zitiert in Bormuth, Matthias: Schreiben im Exil. Porträts. Göttingen 2022, S. 139).
Text: Katrin Huhn
Literatur: Bormuth, Matthias: Schreiben im Exil. Porträts. Göttingen 2022; Kaiser, Joachim (Hrsg.): Das Buch der 1000 Bücher. Autoren, Geschichte, Inhalt und Wirkung. Dortmund 2002; Weidermann, Volker: Das Buch der verbrannten Bücher. München 2009.