Kurt Tucholsky

Geboren:
09.01.1890
Gestorben:
21.12.1935

Kurt Tucholsky wurde 1890 in eine wohlsituierte assimilierte jüdische Familie hineingeboren und wuchs in den chaotischen Vorkriegszeiten Berlins auf. Mit 24 Jahren trat er aus der jüdischen Gemeinde aus und konvertierte zum Protestantismus. Als promovierter Jurist entschied sich Tucholsky gegen das Rechtswesen und sehr rasch für den Beruf des Schreibens als Theater- und Literaturkritiker sowie als Autor. 1907 begann er seine schriftstellerische Tätigkeit, die erste Station war der „Ulk“, die satirische Beilage des „Berliner Tageblatts“. Mit seinem geschärften, wachen und vor allem realistischen Blick auf die politische und gesellschaftliche Wirklichkeit war Tucholsky bereits 1911 journalistisch tätig bei der sozialdemokratischen Zeitschrift „Vorwärts“, ein Jahr später veröffentlichte er im „Prager Tageblatt“. 1912 brachte ihm sein Roman „Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte“ einen unerwartet großen Erfolg als Romanautor. Tucholsky schrieb unzählige Theaterkritiken, rezensierte Bücher und kommentierte die politische und geistige Entwicklung des Landes, schonungslos offen und höchst unterhaltsam.

Im Ersten Weltkrieg wurde er als Frontsoldat eingezogen und kehrte als überzeugter Pazifist zurück. Seine Erfahrungen als Soldat finden sich in der Wochenzeitschrift „Weltbühne“ wieder. Tucholsky engagierte sich nun auch zunehmend in der Liga der Menschenrechte und übernahm ab 1926 die Leitung der „Weltbühne“. Er sah sehr klar die Gefahren der nationalsozialistischen Geisteshaltung heraufziehen und befasste sich in seinen Reportagen, Artikeln, Gedichten und Prosatexten damit, in der Hoffnung, der Gesellschaft rechtzeitig die Augen zu öffnen. Diesen Aspekt seines Schaffens brachte der Schriftsteller Erich Kästner rückblickend mit den folgenden Worten treffend auf den Punkt: „Ein kleiner dicker Berliner wollte mit seiner Schreibmaschine eine Katastrophe aufhalten.“ Ab 1924 lebte Tucholsky als Korrespondent der „Weltbühne“ in Paris und ging sechs Jahre später bereits ins Exil nach Schweden.

1931 erfuhr Tucholsky nochmals eine große Zustimmung als Romanautor für sein Buch „Schloß Gripsholm. Eine Sommerfrische“ seitens der Leserschaft. Tucholsky beendete 1931 seine journalistische und schriftstellerische Tätigkeit und war nun mittellos und fortan finanziell abhängig von Bekannten und Freunden. Sein Name stand neben Heinrich Mann, Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch u.a. auf der ersten sogenannten „12er Liste der für Deutschland schädlichen Autoren des Börsenvereins“ vom 16. Mai 1933, die die Weiterverbreitung ihrer Gesamtwerke untersagte. Im Alter von 45 Jahren starb er 1935 im Göteborger Exil nach langjähriger Krankheit, Schlaftablettensucht und starken Depressionen, man vermutet Selbstmord. „Hier ruht ein goldenes Herz und eine eiserne Schnauze. Gute Nacht -!“, diesen Spruch hatte sich Kurt Tucholsky für sein Grab gewünscht.

Text: Katrin Huhn

Literatur: Regnier, Anatol: Jeder schreibt für sich allein. Schriftsteller im Nationalsozialismus. München 2020; Kilcher, Andreas (Hrsg.): Deutsch-jüdische Literatur. 120 Porträts. Stuttgart/Weimar 2006; Kaiser, Joachim (Hrsg.): Das Buch der 1000 Bücher. Autoren, Geschichte, Inhalt und Wirkung. Dortmund 2002.

Werk