Jakob Wassermann

Geboren:
10.03.1873
Gestorben:
01.01.1934

Jakob Wassermann, einer der meistgelesenen und auflagenstärksten Autoren seiner Zeit und laut Thomas Mann ein „Welt-Star des Romans“, wurde 1873 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Fürth geboren. Der frühe Tod seiner Mutter, Wassermann war zu diesem Zeitpunkt neun Jahre alt, prägte ihn sein Leben lang. Hinzu kam die harte Erziehung der Stiefmutter, die ihn psychisch immer wieder straucheln ließ. Neben unbefriedigenden Schreib- und Bürotätigkeiten führte er ein unstetes Leben voller Zweifel und Ängste. Nach etlichen Ortswechseln ließ er sich 1894 in München nieder. Dort arbeitete er als freier Autor und Lektor in der Redaktion des „Simplicissismus“, wo er neben Thomas Mann Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal kennenlernte. Erste Veröffentlichungen folgten in den kommenden drei Jahren („Melusine“, „Die Juden von Zirndorf“), zu seinen Förderern zählten Ernst von Wolzogen und der Verleger Albert Langen. Seit 1898 lebte Wassermann in Österreich, wo er in Wien als Theaterkorrespondent für die „Frankfurter Zeitung“ tätig war. Ein Jahr später wurde er Autor des S. Fischer Verlages und für die „Neue Rundschau“. Sein vielbeachteter Roman „Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens“ erschien 1908 in Fortsetzungen.

Bereits in diesem Zeitraum, etwa ab 1904 (Essay „Das Los der Juden“), begann die Auseinandersetzung Wassermanns mit seiner jüdisch-deutschen Identität, die in der 1921 veröffentlichten Schrift „Mein Weg als Deutscher und Jude“ gipfelte. Mithilfe dieser versuchte er beide Lebenswelten für sich zu situieren sowie miteinander zu versöhnen und scheiterte. Durch den am eigenen Leib erfahrenen alltäglichen Antisemitismus, der während des Ersten Weltkrieges zunehmend erstarkte, versuchte Wassermann einen eindrücklichen Weckruf an die Gesellschaft. Aber selbst Thomas Mann nahm die explizite Bedrohung zu diesem Zeitpunkt nicht ernst, indem er das Buch seines Schriftstellerkollegen eine „dichterische Hypochondrie“ nannte. Erst Jahre später, im Exil, erkannte er die Dringlichkeit dieses Textes.

Im März 1933 entging Wassermann dem Rauswurf aus der Akademie der Künste durch den eigenen Rücktritt kurz zuvor. Seine Bücher waren auf der ersten Schwarzen Liste der zu verbrennenden Bücher verzeichnet. Seit Mitte der 1920er Jahre litt Wassermann an Herzbeschwerden und Diabetes, am 1. Januar 1934 erlag er einem Herzschlag und starb in Altaussee (Österreich). Rückblickend auf sein Leben zog Jakob Wassermann folgendes Resümee: „Ich wurde als Mensch nicht als zugehörig gefordert, weder von einem einzelnen noch von einer Gemeinschaft, weder von den Menschen meines Ursprungs noch von denen meiner Sehnsucht, weder von denen meiner Art noch von denen meiner Wahl.“ (zitiert im Nachwort von Thomas Kraft in: Wassermann, Jakob: Casper Hauser oder die Trägheit des Herzens. München 2012, S. 466). Sein Freund, der Schriftsteller Joseph Roth, fand nach Wassermanns Tod folgende Worte: „Er war seinen Weg als Deutscher und Jude nicht zu Ende gegangen. Dieser Weg führte zu keinem Ziel. Er führte vor eine plötzlich aufragende Mauer aus Haß und Brutalität. Vor dieser Mauer mußte Jakob Wassermann umkehren, den alten jüdischen Wanderstab in der Hand, und das Exil aufsuchen. Dennoch sprach er von seiner Heimat mit der Liebe eines Deutschen und mit dem Gerechtigkeitsgefühl eines Juden.“ (zitiert in Weidermann, Volker: Das Buch der verbrannten Bücher. München 2009, S. 112f.).

Literatur: Weidermann, Volker: Das Buch der verbrannten Bücher. München 2009; Wassermann, Jakob: Kasper Hauser oder die Trägheit des Herzens. München 2012; Kilcher, Andreas (Hrsg.): Deutsch-jüdische Literatur. 120 Porträts. Stuttgart 2006.

Werk