Welchen Einfluss die nationalsozialistische Ideologie an den Hochschulen bereits in den 1920ern gewonnen hatte, wird deutlich, wenn man die Wahlergebnisse zu den Allgemeinen Studentenausschüssen in dieser Zeit mit denen der NSDAP bei den Reichstagswahlen vergleicht. Bei den Reichstagswahlen im Mai 1928 kam die NSDAP auf gerade einmal 2,6% der Stimmen; zwei Jahre später – nachdem die Krise voll ausgebrochen war – erzielte sie im September 1930 einen beachtlichen Erfolg mit 18,3%. Bei den Wahlen zu den Allgemeinen Studentenausschüssen dagegen kam der im Dezember 1925 gegründete Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB) bereits 1929 auf 19,5% und hatte 1930 mit 34,4% einen fast doppelt so hohen Prozentsatz der Stimmen unter den Studierenden erhalten wie im gesellschaftlichen Durchschnitt.
An elf Hochschulen verfügte der NSDStB 1930 über absolute Mehrheiten. An zwölf weiteren Universitäten stellte er 1930 die stärkste Fraktion. 1931 erhielt der NSDStB bei den AStA-Wahlen reichsweit 44,4% der Stimmen – dies alles bei studentischen Wahlbeteiligungen über 60%. Es war ein Resultat, das die NSDAP nicht einmal bei den Reichstagswahlen im März 1933 erzielen konnte, obwohl durch Verhaftungen und rechten Terror vor allem KPD und SPD zu diesem Zeitpunkt kaum noch einen vernünftigen Wahlkampf hatten durchführen können. Anfang Februar 1933 wurde Bernhard Rust (1883-1945; NSDAP) kommissarischer preußischer Kultusminister und unterstützte die NSDStB-Hochschulgruppen bereits kurz nach seinem Antritt während des AStA-Wahlkampfs.
Die „Deutsche Studentenschaft“ (DSt) war die seit 1931 nationalsozialistisch dominierte Einzelstudentenschaft. Sie gründete in der Reichsstudentenführung in Berlin eigens ein „Hauptamt für Presse und Propaganda“, um nach dem Vorbild des „Judenboykott“ vom 1. April nach den Plänen von Joseph Goebbels und Julius Schleicher eine ähnliche Aktion für die Wissenschaft und Kultur zu organisieren. Der „Aktion gegen die internationale jüdische Hetzpropaganda“ sollte eine „Aktion wider den undeutschen Geist“ folgen.
Die Reichsstudentenführung suchte nicht nur im Sprachausdruck und Planung die Nähe zu zentralen Bündnispartnern aus der NSDAP wie staatlichen Institutionen. Die Studenten erhielten auch unumwunden umfassende Unterstützung von ganz unterschiedlichen Akteuren. Sie agierten nicht zentral, wohl aber ergänzend in der Aufgabenaufteilung und Dynamik. Einerseits kam Unterstützung vom Preußischen Kultusministerium, vom Reichspropagandaministerium, von Volksbibliothekaren und den Polizeibehörden. Anderseits waren die SA, SS, HJ und der „Kampfbund für deutsche Kultur“ wichtige Netzwerkbausteine. Und drittens agierten neben Angehörigen dieser Organisationen verschiedene Burschenschaften und parteilinientreue Professoren vor allem lokal.
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